Schweiz und Wein, kann das sein?

von | 7. Jun 2014 | Wein, Weinwissen

Weinland Schweiz – (un)bekanntes Terrain

Beim Spazieren gehen bin ich über ein kleines “Stöckli” gestolpert. Es steht inmitten von Neubauten und der oder die BesitzerIn hat sein ganzes Herzblut reingesteckt, um es vor dem Verfall – und wahrscheinlich auch der baulichen Vernichtung – zu bewahren. Urschweizerisch, Holz, Kuhglocken und eine Milchkanne vor der Türe, dazu ein Holzbänkchen, auf welchem man in der Sonne sitzen kann. Jemand sagte, sie hätte das gerne als Gartenhaus. Ich sage, ich hätte das gerne als Weinkeller. Und so beim darüber sinnieren was denn da rein käme, in diesen Keller, war ziemlich schnell klar: nur Schweizer Wein! Vielen Nicht-Schweizern ist nicht bewusst, das die Schweiz ein ziemlich grosses Weinland ist, jedenfalls auf die Grösse desselben bezogen.

Tessin

Es fängt im Süden – im Tessin – an, wo Merlot angebaut wird, dafür sind sie am bekanntesten. Viele dieser Weine erhalten immer wieder Auszeichnungen und werden nicht nur im Tessin verkauft. Es ist sicher ein eher säurelastiger Merlot, der aber insgesamt einem Merlot aus dem Südtirol oder Frankreich nahe kommt.

Graubünden

Dann gehen wir rauf ins Graubünden, wo im Rheintal zwischen Reichenau via Chur bis Fläsch Reben angebaut werden. Obwohl das Graubünden als eher karger und mit viel Bergen besetzter Kanton bekannt ist (man denke nur an St. Moritz, Davos, Arosa etc.), sorgt das milde Klima und die Bodenbeschaffenheit für ausgezeichnete Blauburgunder. Aber auch Riesling x Silvaner wird hier angebaut. Es gibt zahlreiche Weinwanderwege auf denen man sich vergnügen kann.

Bodensee

Weiter gehts in Richtung Bodensee, dort werden vor allem im sogenannten St. Galler Weingebiet Reben angebaut. Bekannt ist diese Ecke der Schweiz eigentlich für ihren Apfelanbau und wird auch gerne “Mostindien” genannt. Die Haupttraube hier ist der Blauburgunder was Rotweine betrifft und Müller-Thurgau was Weissweine angeht. Es gibt daneben aber eine Vielzahl von anderen Traubensorten, die sich dort gut halten.

Schaffhausen

Im Norden haben wir den Kanton Schaffhausen mit ihrem “Blauburgunderland” die Ecke der Schweiz, wo am meisten Blauburgunder (oder wie die Deutschen sagen: Spätburgunder) angebaut wird. Ein sicher – den Schweizern – bekannter Name ist “Hallauer” (der übrgens sehr ähnlich im Geschmack ist wie die deutschen Spätburgunder) aus demselben Weinanbaugebiet. Das “Blauburgunderland” ist ja wirklich grad “ännet der Grenze” und für einen Kurzbesuch bei Nachbars Weinbauern, inkl. Wandern oder Radfahren geradezu perfekt.

 

 

Bern

Jetzt gehen wir Richtung Bern und finden an den Seen: Bieler-Neuenburger-Murtensee, eine kleine aber feine Rebbaugegend. Interessant sind hier die Weissweine, welche ziemlich säurelastig sind aber dadurch perfekt zu den zahlreichen Käsegerichten der Gegend passen. Nicht zu verachten ist da die Treberwurst, Spezialität vom Bielersee.

Genfersee

Weiter geht die Reise an den Genfersee, dort ist das weltbekannte (und von der Unesco als Weltkulturerbe benannte) “Lavaux” mit seinen terrassierten Rebbergen und vielen Kleinwinzern ein besonderes Juwel.

Wallis

Du denkst jetzt, das sei alles? Nichts da! Du hast das Wallis vergessen. Dort wird seit immer schon Wein angebaut und dort befindet sich auch der Welt höchster Rebberg, die Visperterminen. Zugegeben, ich habe Wein von dort schon in Bern getrunken, aber irgendwie ist das dann nicht mehr so spektakulär wie vor Ort. Es liegt sicher an der Höhe…

Auf dieser weinseligen Rundreise hast du vieles virtuell kennen gelernt. Wieso nicht die nächsten Kurzferien in die schöne Schweiz verlegen und auf Weinverkostung gehen? Dazu die regionalen Gerichte, welche hervorragend zu den jeweiligen Weinen passen geniessen. Dazu Täler, sanfte Hügel und hohe, schneebedeckte Berge bestaunen und mit dem Auto kurvige Strassen auf und ab fahren, dann mit einer Gondel auf eine der Bergspitzen und die Wahnsinns Aussicht auf eine der schönsten Bergpanoramen der Welt bewundern.

Swissness total!